Bedingungslose Liebe als Lösungsweg für Probleme

Oft erlebe ich, dass Menschen Probleme durch Streitigkeiten und Missverständnisse haben. Auch mir persönlich geht es bei meiner Arbeit manchmal so, dass ich auf Menschen treffe, die im ersten Augenblick respektlos, frech, laut und unmöglich sind. Gerade während meiner ersten Zeit als Dozent hatte ich eine Klasse, die in ihrem Benehmen so ganz und gar nicht meinen Vorstellungen einer „normalen“ Klasse entsprach.

In meiner Verzweiflung wendete ich mich an eine Kollegin, die mir erklärte, dass man diesen Schülern nur mit einer inneren Haltung der bedingungslosen Liebe begegnen könne, wenn man etwas ändern will. Im Laufe der Zeit habe ich versucht diesen Ratschlag umzusetzen. Bei den Schülern, haben sich dadurch nach und nach kleine Veränderungen eingestellt und die Zusammenarbeit wurde langsam und kontinuierlich besser.

Den größten Erfolg konnte ich jedoch in meinem Inneren erreichen. Dadurch, dass ich diese Schüler so angenommen habe wie sie sind, und ich versucht habe sie ohne Bedingung (also die Bedingung zum Beispiel, dass sie sich ändern müssen) zu lieben, bin ich zu mehr Ruhe und innerem Frieden gekommen. Als ich dann zwischen den Jahren ein Buch von Jorge Bucay gelesen habe, der das Thema Liebe und eben auch bedingungslose Liebe ganz wundervoll erklärt, bin ich darin auf folgendes Gedicht eines unbekannten Verfassers gestoßen.

„Als er betete, sah ich, dass seine Religion nicht meine war.
Als er seinen Hass hinausschrie, galt dieser Hass nicht denen, die ich hasste.
Als er sich anzog, hatten seine Kleider nichts mit meinen gemeinsam.
Als er redete, tat er es nicht in meiner Sprache.
Als er meine Hand nahm, hatte seine Haut eine andere Farbe als meine.
Doch als er lachte, merkte ich, dass er genauso lachte, wie ich lachte.
Und als er weinte, wusste ich, dass sein Weinen genauso war wie meines…“

Und weiter schreibt er in seinem Buch:

„Wenn wir wirklich lieben, sind wir in der Lage, in jeder Situation adäquat zu handeln, weil man unmöglich vergessen kann, dass die Wünsche und Bedürfnisse der anderen genauso viel wert sind wie unsere eigenen, selbst wenn sie unvereinbar sind.“

Der ein oder andere von Ihnen hat sicherlich schon bei dem Gedicht an eines der großen aktuellen Probleme unserer Zeit gedacht. Die Flüchtlingskrise. Bitte lesen Sie jetzt noch einmal das Gedicht. In einem aktuellen Projekt arbeite ich mit Flüchtlingen aus Syrien – und meine Erfahrung, die ich mit Ihnen hier teilen möchte ist, dass es sich genauso verhält, wie es das Gedicht beschreibt.

„Doch als er lachte, merkte ich, dass er genauso lachte, wie ich lachte. Und als er weinte, wusste ich, dass sein Weinen genauso war wie meines…“

Wir lösen unsere ganz eigene Krise, die Krisen in unserem Umfeld und die Krisen dieser Zeit nur, wenn wir die Angst verlieren, wenn wir erkennen dass alle Menschen gleich sind und wenn wir versuchen bedingungslos zu lieben.

Herzlichst und mit viel Liebe
Ihr Christoph Chamuel Weibert

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